Statement zum 10. Deutschen Weiterbildungstag
Der diesjährige Deutsche Weiterbildungstag stellt die „Future Skills“ in den Mittelpunkt – Fähigkeiten, die wir als Gesellschaft benötigen, um den Wandel in Beruf, Alltag und Demokratie zu gestalten. Als Vertretung der Hamburger Weiterbildungsträger unterstützen wir dieses Anliegen ausdrücklich: Lebenslanges Lernen ist zentral für individuelle Teilhabe, soziale Integration und die Wettbewerbsfähigkeit unseres Wirtschaftsstandorts.
Gleichzeitig dürfen wir uns jedoch nicht der Illusion hingeben, dass die Weiterbildung diese Zukunftsaufgabe unter stabilen Bedingungen erfüllen kann. In den letzten Jahren – spätestens seit der Corona-Pandemie – ist die strukturelle und wirtschaftliche Basis vieler Weiterbildungseinrichtungen massiv ins Wanken geraten. Die wirtschaftlichen Einbußen durch Lockdowns und ausfallende Kursformate waren ein erster Schlag. Doch auch nach der Pandemie kehrte keine echte Planungssicherheit zurück.
Im Gegenteil: Der Weiterbildungssektor sieht sich einer Kette von tiefgreifenden Einschnitten und Unsicherheiten ausgesetzt. Dazu zählen unvorhersehbare Kürzungen der Maßnahmenbudgets, die Rechtsunsicherheit für Honorarlehrkräfte im Schatten des Herrenberg-Urteils, das über der Umsatzsteuerbefreiung für Bildungsangebote schwebende Damoklesschwert sowie jüngst die rechtliche Grauzone bzw. Definitionsunsicherheit bei Online-Kursen im Spannungsfeld zwischen Fernunterrichtsschutzgesetz und ZFU-Pflicht.
Diese Entwicklungen treffen einen Sektor, der bereits heute unter strukturellen Herausforderungen leidet: Fachkräftemangel, Kostensteigerungen ohne Ausgleich und fehlende Planungssicherheit gefährden die Qualität und Kontinuität unserer Bildungsarbeit. Was in politischen Sonntagsreden als „Herausforderung“ bezeichnet wird, erleben viele Träger längst als täglichen Existenzkampf.
Daher lautet unsere Botschaft zum Weiterbildungstag 2025:
Ehe wir diskutieren, was gelernt werden soll, müssen wir uns zunächst über das Wie und das Ob verständigen. Future Skills brauchen stabile Strukturen. Sie brauchen Träger, die wirtschaftlich tragfähig arbeiten können. Sie brauchen Lehrende, die unter fairen Bedingungen tätig sind. Sie brauchen politische Rahmenbedingungen, die Verlässlichkeit schaffen – nicht Unsicherheit.
Die Weiterbildungsbranche steht nach wie vor bereit, ihren Beitrag zur Zukunft der Gesellschaft zu leisten. Doch dieser Beitrag darf nicht als selbstverständlich hingenommen werden. Wer die Bedeutung der Weiterbildung betont, muss auch für ihre nachhaltige Absicherung eintreten. Die Sichtbarkeit von Erwachsenenbildung in Politik und Öffentlichkeit ist dringend notwendig – ebenso wie konkrete Taten zur Stärkung ihrer Grundlagen.
Denn nur, wenn Weiterbildung selbst eine Zukunft hat, kann sie Menschen für die Zukunft stärken.
Hamburg, im September 2025
– Weiterbildung Hamburg e. V.
